Dreißig Tonnen Kaffee benötigt das Gerätetestlabor von JURA in Niederbuchsiten jährlich. Dabei entsteht naturgemäß jede Menge Kaffeesatz. Zu wertvoll, um einfach im Müll zu landen, findet JURA, und gibt den Trester an einen Landwirt in der Region weiter. Dieser setzt ihn als natürlichen Dünger auf seinen Feldern ein und gibt so der Natur zurück, was anderswo geerntet wurde – ein perfekter Kreislauf.


Dreißig Tonnen Kaffee pro Jahr. Versucht man sich das bildlich vorzustellen, stößt die Imaginationskraft unseres Gehirns schnell an ihre Grenzen. Dreißig Tonnen, das sind rund sechzig Kühe. Oder dreißig Kleinwagen. Eine ordentliche Menge also. Diese Menge Kaffee wird jedes Jahr für Gerätetests bei JURA benötigt. Im Labor dampfen Kaffeevollautomaten, es schnauft und spült und mahlt ununterbrochen. In mehreren Reihen sorgfältig aufgestellt, unterziehen sich verschiedenste Vollautomaten einem Test auf Herz und Nieren. Der kleinste Eintassen-Vollautomat für den Haushaltsbereich ebenso wie die größten Professional-Geräte, die später ganze Büros mit dem täglichen Energiekick versorgen werden.


Über große Rohre werden permanent Kaffeebohnen direkt in die Bohnenbehälter der Vollautomaten geleitet, damit die Kaffeeproduktion nie unterbrochen wird. Jede Neuentwicklung wird hier intensiven Dauertests unterzogen, bevor sie zur Marktreife gelangt. Dauertest, das bedeutet, dass das Gerät vierundzwanzig Stunden täglich von Montagmorgen bis Samstagabend durchgehend in Betrieb ist. Sechs Tage die Woche wird so rund um die Uhr getestet. Alles wird genauestens dokumentiert – natürlich vollautomatisch. Eine ganze Reihe an Kabeln ist mit den Automaten verbunden, sie leiten jede Information direkt ans Testprotokoll weiter. Mehrere Monate ist ein Vollautomat hier auf Prüfstand. Aber nicht nur Produktneuheiten müssen in den Dauertests ihre Qualität unter Beweis stellen. Auch neue Komponenten von Vollautomaten, die bereits auf dem Markt sind, werden eingehend geprüft.


Der im Labor anfallende Kaffeesatz wird in großen Boxen gesammelt. Schnell kann damit ein ganzer Container gefüllt werden. Rund alle zwei Wochen holt ein Transporter den Trester vom JURA-Gelände ab und bringt ihn zum nahe gelegenen Grüngutverwerter Stall Studer in Kappel. Die Weiterverarbeitung des Tresters geschieht regional, lange Transportwege werden bewusst vermieden. 

Vom Labor aufs Feld

Der Kaffeesatz wird in der Landwirtschaft wiederverwertet: als nährstoffreicher Kompost. Angekommen beim Stall Studer, wird der Container auf einem großen Sammelplatz entleert. Dort wartet bereits eine ordentliche Ladung Grüngut auf ihren Einsatz. Denn der Trester wird erst mit anderen Materialien vermischt, bevor er am Feldrand angehäuft und dort zu Kompost verwertet wird. »Als Häckseldienst und Grüngutverwerter werden bei uns unterschiedliche Materialien angeliefert. Diese verarbeiten wir und vermischen sie mit dem Kaffeetrester«, erklärt Fabian Studer. Etwa acht bis zwölf Wochen liegt der Kompost dann am Feldrand. In dieser Zeit muss er regelmäßig gewendet werden. So gelangt genug Sauerstoff hinzu, der für die Verrottung des Materials sorgt. Zudem wird die Hygienisierung sichergestellt.

Als sich Fabian Studer mit der Wendemaschine an die Arbeit macht, dampft es gehörig. Bis zu 70 Grad warm kann es im Kompost schon mal werden. Nebst dem Sauerstoff spielt Wasser eine wichtige Rolle beim Kompostierungsprozess. Der Kompost darf weder zu nass noch zu trocken sein, weshalb er je nach Witterung mit einem Vlies zugedeckt wird.

Wenn der Kompost reif ist, wird er auf den Feldern ausgebracht. Dort funktioniert er nicht nur als klassischer Dünger, sondern als »Bodenverbesserer«, wie Fabian Studer präzisiert. »Wir verwenden den Kaffeetrester-Kompost als natürlichen Dünger auf unseren Feldern. Der Dünger soll aber nicht nur das Wachstum unterstützen, sondern dem Boden hochwertige Nährstoffe zurückgeben. Dank dem Kompost wird zudem die Humusbildung verbessert. So stellen wir eine nachhaltige und langfristig gut funktionierende Bodenfruchtbarkeit sicher. Besonders hier in der Schweiz, wo die Flächen begrenzt sind und die Böden intensiv genutzt werden, ist es sehr wichtig, die Böden nachhaltig zu bewirtschaften.«


Worauf es beim Kompost ankommt und wie er wirkt

Dabei ist die Mischung des Komposts das A und O, weiß Fabian Studer. Diese variiert je nach Jahreszeit stark. »Wir bekommen unterschiedliche Materialien geliefert: Grünschnitt ebenso wie Rüst- und Gartenabfälle. Im Sommer ist natürlich viel Rasen dabei, dann ist das Gemisch sehr ›fett‹, also nährstoffreich. Im Winter besteht es vor allem aus Gehölzen und Laub, dann ist der Kaffeetrester eine besonders wertvolle Ergänzung, da er Nährstoffe und Energie liefert.« Der Kompost sorgt nicht nur für ein gutes Pflanzenwachstum, sondern fördert auch die Vielfalt der Bodenlebewesen. Zu den Unmengen an verschiedensten Lebewesen im Boden gehört auch der Regenwurm. Nicht ohne Grund gilt der Regenwurm als bester Freund des Gärtners, denn er verbessert die Qualität des Bodens durch seine nährstoffreichen Ausscheidungen und durch seine Aktivität im Allgemeinen, durch die er den Boden auflockert. Auch kleinste Lebewesen, die nur mit dem Mikroskop sichtbar werden, profitieren wiederum vom Tresterkompost. 

Wo es viele unterschiedliche Bodenlebewesen sowie Mikroorganismen gibt, sprießen auch die Pflanzen besser. Deshalb setzt Fabian Studer den Kompost gerne auf seinen Feldern ein. Nicht nur der Weizen, welcher als IP-Suisse Brotgetreide verarbeitet wird, profitiert davon. Auch Gerste, Silomais und der Raps, der im Frühling, wenn er in voller Blüte steht, mit seiner leuchtend gelben Farbe mit der Sonne um die Wette strahlt, gedeiht dank des Bodenverbesserers sehr gut. Weite Felder mit dicht stehenden Rapspflanzen verschönern mit ihrer intensiven Blütenpracht die Landschaft, denn Raps ist in der Region als Nahrungsmittel für Mensch und Tier ernährungsphysiologisch sehr wertvoll. 

Die Böden des Landwirtschaftsbetriebs in Kappel profitieren bereits in der zweiten Generation von den Nährstoffen des Tresters: Schon seit fast zwei Jahrzehnten wird der Kaffeesatz aus dem Labor von JURA an Familie Studer geliefert. Eine langjährige Zusammenarbeit mit vielen positiven Effekten für Mensch, Umwelt und Natur.


Auf regionale Produkte setzt Familie Studer auch in ihrem »Hofkafi« mit Selbstbedienung. Hier tischt Gastgeberin Stephanie Studer regelmäßig Selbstgebackenes für ihre Gäste auf. Ein kleines Bauernfrühstück mit Zopfbrot, Konfitüre und Kaffee oder ein erfrischendes Getränk darf dabei auch nicht fehlen. Wer gerne in dieser schönen Atmosphäre einen besonderen Anlass feiern möchte, kann das »Hofkafi« eigens dafür mieten.

Expertentipp von Fabian Studer

»Auch im eigenen Garten findet Kaffeetrester Verwendung. Sie können einen eigenen kleinen Kompost anlegen, auf dem Sie Rüstabfälle aus der Küche ebenso wie Rasen- und Heckenschnitt oder eben den Kaffeetrester sammeln. Wenn Sie selbst Blumen oder Gemüse in Ihrem Garten anpflanzen, wird ein eigener Kompost Ihre Pflanzen mit guten Nährstoffen versorgen. Die Bodenlebewesen werden den wertvollen Kompost schätzen, welcher Struktur in Ihren Boden bringen wird. Auch für Kinder ist die Nutzung eines Komposts im Garten sehr interessant. Sie helfen gerne mit und lernen dabei viel über die Natur und unsere Lebensmittel.«


www.pensionsstall-kappel.ch


Fotos: Derek Li Wan Po